In den vergangenen Tagen und Wochen war hier terminlich alles so eng gestrickt, dass es zum Schreiben nicht mehr gereicht hat. Gekocht und genossen haben wir dennoch und es wird noch davon die Rede sein. Mich erreichten schon besorgte Nachfragen wegen der längeren Funkstille. Alles nicht ganz stressfrei hier, aber keine Sorge! ;-)
Zunächst möchte ich euch gerne an meiner tollen Zeit in Budapest teilhaben lassen. Es waren eigentlich nur fünf Tage, aber da wir so viel erlebt haben, kam es mir deutlich länger vor. Anlass diese Reise war ein Turnier, welches zum 30jährigen Jubiläum der Ungarischen Seven Star Mantis Association ausgerichtet wurde. Teilgenommen hab' ich da nicht, aber irgendjemand muss ja auch Händchen halten, Wasserflaschen tragen und Videos machen. Nach dem Turnier gab' es ein wohlverdientes Dinner, begleitet von life gespielter "Gipsy-Musik" in einem der zahlreichen Keller-Lokale mit traditioneller Landesküche und einer repräsentablen Torte. Der Abend endete damit, das der gute -natürlich- Ungarische Rotwein aus den tagsüber gewonnenen Pokalen getrunken wurde. ^^
Eindrücke vom Turnier und von der Gala finden sich hier.
Die Ungarische Kung Fu-Familie hat sich in den folgenden Tagen rührend um uns gekümmert, und so war ein Großteil der Zeit gefüllt mit Sightseeing in und um Budapest. Gefüllt natürlich auch mit Kochen, Essen und gefüllt mit Fleisch. In der Ungarischen Küche gibt es natürlich die Gulaschsuppe (sogar auf Kochschürzen gedruckt) aber auch ansonsten alles mit Fleisch, für manch einen wohl das Paradies. Als ich heim kam hatte ich jedoch ein großes Bedürfnis nach frischem Gemüse. Zu meiner großen Enttäuschung musste ich feststellen, dass hier noch immer Winter ist und das Gemüse-Angebot entsprechend limitiert. Mist! Ich muss jedoch neidlos eingestehen, dass jede Gulaschsuppe, die ich dort gekostet habe, besser geschmeckt hat, als die, die Michael und ich mal gekocht haben.
Wo immer wir hinkamen gab' es "traditionelles Essen". Ja, der Ungarische Nationalstolz macht dort nicht halt. Besonders ursprünglich wurde es aber daheim bei Sifu Kovács. Im hauseigenen Ofen haben wir Brot gebacken und auf der Feuerstelle nebendran ein Kaninchen-Ragout geschmurgelt. Was kommt da hinein? Löffelweise Entenfett aus einem groooooßen Emaille-Behälter und natürlich Zwiebeln und das allgegenwärtige Paprika! Dazu wird ein Knoblauch-Dip gereicht, es gibt Mixed Pickles (die es für Touristen fein eingepackt an jeder Ecke zu kaufen gibt) und freilich darf auch Rotwein und Pálinka in verschiedenen Ausführungen nicht fehlen.
Der Vorgang des Brot backens ist eine sache von Teamwork, wie dieses Video zeigt. Der zuvor lange angeheizte Ofen darf nicht zu lange offen stehen, damit die Temperatur nicht zu sehr absinkt. Demnach muss das fertige Brot zügig entnommen und der Ofen schnellstmöglich wieder beladen werden. Was gemächlich startet wird am Ende doch noch hektisch.
Wer mich ein bißchen kennt, weiß, dass ich mich freilich auch für die süßen Seiten interessiere und so kann ich nicht nur von der oben erwähnten Jubiläumstorte schwärmen, sondern mich auch darüber auslassen, dass einem die Ungarn ein Kinder Bueno für ein Duplo verkaufen wollen. Es muss hier einen anderen Werbe-Gag geben als den mit der "längsten Praline der Welt". Zum Fernsehen jedoch blieb keine Zeit, ich werd's also vermutlich nie erfahren.
Ansonsten kann man sich fühlen, wie im Schlaraffenland, denn es gibt an jeder Ecke eine Konditorei, ein Marzipan-Museum oder eine Chocolaterie. Dort gibt es köstliche, unwiderstehliche Dinge und diese sind auch noch schön verpackt! Was dem einen also sein Fleisch ist mir meine Schokolade. Ich war im Paradies!
Nicht weniger paradiesisch empfinde ich die Budapester Kaffeehaus-Kultur, die der in Wien nicht unähnlich ist. Eingekehrt sind wir daher im Café Gerlóczy um uns aufzuwärmen und nebenbei Kuchen, Sandwiches, Tee und Himbeer-Milchshakes zu genießen. Begleitet wurde der Genuss von life gespielter Harfenmusik, die ein gesetzter Musiker seinem goldenen Instrument entlockte.
Wo wir schonmal da waren musste natürlich auch das Nachtleben erkundet werden und so landeten wir, wo Touristen in Budapest üblicherweise landen: in den Abbruchclubs, namentlich in der Bar Szimpla und später im Instant (auf dieser Seite lohnt durchaus mal ein Blick in die Foto-Galerie). Da es hier aber in erster Linie ums Essen gehen soll, erwähne ich nur die freundliche "Möhren-Maid", die mit ihrer Ware durch den Club wandelte und frisch geschälte Möhren für ein paar Forint feil bot. Zunächst wundert man sich, dann freut man sich und irgendwann ist man der Ansicht, dass frische Möhrchen ohnehin viel besser sind als der sonst übliche Knabberkram und dass es sowas in den heimischen Stammkneipen alsbald doch bitte auch geben soll.
Das einzige vegetarische Gericht, dass ich ergattern konnte, soll hier nicht unerwähnt bleiben: eine Knoblauch-Creme-Suppe serviert im Brot. Als ich tags drauf wieder ins heimische Büro kam wunderte ich mich, dass von meinem Kollegen, der angeblich drei Büros weiter noch riechen kann, wenn ich Knoblauch gegessen habe, keine lautstarke Beschwerde kamen. Der Ungarische Knoblauch scheint anders zu sein. Und so hätte ich mich an einem der Stände in der großen Markthalle vielleicht besser bevorraten sollen. :-)
Mein Dank gilt all den freundlichen und hilfsbereiten Menschen, die uns die Zeit in Budapest so angenehm und unvergesslich gemacht haben, allen voran Sifu László Kovács, Sifu György Váradi, Sifu László Liszka und ihren Schülern sowie Ákos Jávorszky, der es sich nicht hat nehmen lassen, uns morgens um vier Uhr abzuholen und zum Flughafen zu bringen. In Sachen Gastfreundschaft haben wir eine Lektion gelernt.
Bestätigten Gerüchten zufolge sollen zeitgleich mit uns auch bunte Ninjas in der Stadt gesichtet worden sein...