Schon oft gehört, noch nie selber gekocht: es gab' der Hitze wegen Gazpacho. Das Rezept versprach den Geschmack der Sonne Andalusiens und ich kann so ein bißchen Sonnengeschmack nur weiter empfehlen. Die kalte Suppe aus Tomaten, Gurke, Paprika, Zwiebel und Knoblauch wird mit Weißbrot (!?!) pürriert und mit Olivenöl, Rotweinessig, Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Erfrischend, gemüsig, lecker: solide drei Sterne.
Zwischenzeitlich gab's bei uns große Auberginen-Woche mit Rezepten aus Italien, aus dem Orient und aus Frankreich.
Zunächst Parmigiana di melanzane, also Auberginengratin mit Käse. Ich dachte beim Rezeptestöbern zuerst an Musaka, und vermutlich ist dieses Rezept auch nur eine Italienische Variante davon, sie ist deftig, saftig und lecker; Aubergine, Mozarella, viel Basilikum, Dosentomate und Parmesan kommen hinein. Dazu gibt's Brot und zu meckern gibt es nicht viel. Das braten der Auberginen macht einige Arbeit.
Wenn ich Auberginen in Scheiben schneide, wünsche ich mir dafür immer eine Brotschneidemaschine, damit die Scheiben auch gleichmäßig dick werden. Die Scheiben werden dann gesalzen und 10 Minuten stehen gelassen, angeblich werden so die Bitterstoffe heraus gelöst. Es tritt jedenfalls ne Menge Flüssigkeit aus, die man mit Küchenpapier abtupft. Mal mache ich es so, mal lass ich die Prozedur weg. Einen richtig großen Unterschied habe ich bislang nicht feststellen können.
Vor dem Braten sollten die Scheiben nun noch mehliert werden, was sich als absolut überflüssig entpuppte und uns nur unnötig die Pfanne versaut hat. Das schwarze, dünn angebackene Zeug ließ sich bis heute nicht wirklich entfernen.
Der Auflauf jedoch war köstlich und hat sich vier Sterne verdient!
Französisch ging es weiter mit einer Variante von Ratatouille. Zu den klassischen Zutaten kommen hier noch Rosinen, getrocknete Sauerkirschen, Orangenmarmelade und Balsamico-Essig hinein, dafür wird aber die Zucchini weggelassen. Dementsprechend war das Ganze schon etwas exotisch. Leider waren wir beide ordentlich verschnupft und konnten die Aromen sicherlich nicht angemessen würdigen.
Als "bunt und lecker" pries das orientalische Kochbuch den warmen Gemüsesalat mit Aubergine, Zwiebel, roter und grüner Paprika. Wie auf dem Foto vielleicht zu erkennen, war da nichts wirklich bunt. Nach dem Braten in der Pfanne sticht aus dem grau-braunen Einheitsbrei nur noch etwas rote Paprika heraus. Wir haben versucht, dass durch Petersilie zu kaschieren. Wirklich berauschend war's aber auch nicht sondern eher enttäuschend.
Daher zurück nach Italien, von dort gab's noch mehr Auberginen in Form von Caponata. Das Sizilianische Gericht wird durch Rotweinessig ordentlich sauer. Probiert man die Sauce alleine, kann das unangenehm penetrant sein. Zusammen mit dem Gemüse und etwas Reis als Beilage ist es aber annehmbar, Michael möchte sogar sagen echt ganz lecker. Leider gehört Stangensellerie hinein, den ich eh nicht so gerne mag und leider ist es auch gerade der, für den die angegebene Garzeit hier einfach nicht ausreicht. Er ist also SEHR knackig und dadurch etwas penetrant, vorher separat länger anbraten hätte helfen können. Aber hinterher ist man ja immer schlauer. Michael vergibt drei Sterne, ich nicht. ;-)
Noch so ein Rezept mit unausgegorenen Zeitangaben: Fisch aus dem Ofen. Das Rezept ist wieder orientalisch, der Fisch ist eine Dorade. Eingeschnitten und beschmiert wird er mit einer Chermoula und kommt dann in die Auflaufform auf ein Bett aus dünnen Kartoffelscheiben, Zucchini, Tomaten und Möhren. Tja, was soll ich sagen, egal wie dünn man die Kartoffeln schneidet, sie sind natürlich niemals so schnell gar wie der Fisch. Im Ganzen soll es eine Stunde bei 170° sein, was mir für den Fisch schon etwas viel vorkam. Er hat's aber ganz gut verkraftet. Die Kartoffeln und Möhren aber waren noch... naja... äh... ich sag mal bißfest.
Hinzu kommt eine echt lange Kochzeit. Eine Stunde haben wir vorbereitet, Gemüse geschnippelt etc, eine weitere Stunde muss das Ding noch in den Ofen. Das Aufwand-Genuß-Verhältnis passt hier also leider auch gar nicht. Trotzdem war der Fisch echt lecker und so gibt's noch zwei Sterne.
Wieder zurück nach Italien zu Pasta mit Zucchini. Ganz viel kann da nicht schief gehen, dachte ich. Bin ja ein absoluter Saucen-Fan und Sauce gab' es bei diesem Gericht leider viel zu wenig, also eigentlich gar nicht. Ganze 60ml Weißwein gesellen sich zu den Zucchini in die Pfanne und davon verkocht das Meiste. Da nutzen die 4 (!!) Eßlöffel vom Nudel-Wasser, die später noch hinzugefügt werden auch nicht mehr ganz viel. Für meinen Geschmack war außerdem viel zu viel Petersilie drin. Ganz einfach: Nudeln mit Zucchini kann man leicht leckerer machen als dieses Rezept es beschreibt, darum erspare ich euch weitere Details.
Geht euch das manchmal auch so: Ihr kommt nach einem langen Tag nach Hause und habt totalen Hunger. Der Körper ist schon leicht unterzuckert, das Gehirn arbeitet auf Notstrom. Mit Müh und Not zimmert ihr noch etwas zum Essen zusammen schiebt es in den Ofen und dann.... wird die kleine Verschnaufpause in der Wagerechten plötzlich doch etwas länger.
Allein die halben Feigen auf dem Hefeteig, die so putzig aussahen, haben uns nicht wach gehalten.
Statt eines köstlichen Feigen Focaccias hatten wir also später ein hartes Hefebrot mit Feigen und Knusperlauch... oder so. Nichts desto trotz ließ sich das Potential erkennen. Eine Hälfte haben wir vorschriftsmäßig mit Gorgonzola gemacht, die andere Hälfte geschmacksneutraler mit Mozzarella. Es steht jedenfalls fest: Dieses Rezept müssen wir nochmal wachen Geistes zubereiten. Allerdings werden wir dann auch einen anderen Hefeteig testen, der hoffentlich noch ein wenig mehr aufgeht und fluffiger wird. So, wie wir es hinbekommen haben leider nur ein Stern mit Potential auf vier. Wow, was für eine Diskrepanz.
Aber nun: Die Krone unserer letzten Testreihe: Karamellisierter Fenchel mit Ziegenquark. Sollten wir mal wieder Gäste zum posermäßigen Abendessen einladen, könnte dies die Vorspeise sein, die unsere Testesser direkt vor Verzückung die Augen verdrehen lässt und uns ewige Huldigungen ob unserer Kochkunst sichern wird. ;-) Ich gehe jede Wette ein, dass selbst ausgemachte Fenchel-Hasser hier nicht enttäuscht werden.
Aber zu den Details: Man nehme junge Fenchelknollen und schneide sie in Scheiben. Fenchelscheiben in schäumender Butter-Öl-Mischung anbraten und wieder aus der Pfanne nehmen. Dann Zucker in die Pfanne geben und karamellisieren lassen, Fenchelsamen, Salz und Pfeffer hinzu geben und dann die Fenchelscheiben hinein. Vorsichtig wenden, bis der Fenchel vom Karamell und den Gewürzen umhüllt ist. Fenchel dann mit gehacktem Dill und Knoblauch vermischen und auf Tellern anrichten. Ziegenquark (wir haben jungen Ziegenfrischkäse genommen, ebenfalls köstlich), auf den Fenchel setzen, alles mit Olivenöl beträufeln und mit Fenchelgrün und Zitronenabrieb bestreuen. Brot dazu, fertig und wunderbar! (hier widerstehe ich der Versuchung, 20 Ausrufezeichen zu tippen)
Eindruck schinden kann so einfach sein. :-)
Draußen ist es hier nun schon fast herbstlich, vorallem abends, und ich fange langsam an, mich auf Kürbis zu freuen. Was immer ihr euch am Wochenende noch brutzelt, lasst es euch schmecken und schlaft bloß nicht während der Backzeit ein. ^^